Ambiguitätstoleranz
„SOWOHL ALS AUCH!“ BRINGT UNS WEITER ALS „ENTWEDER… ODER“
In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf Ambiguitätstoleranz! Wenn Du wissen möchtest, warum sie Future Skill für Mitarbeitende ist und wie sie gefördert werden kann, dann lies weiter.
First things first – wtf is…Ambiguitätstoleranz?
Hat der Chef mich gerade angelächelt oder über mich gelacht? Ist die geplante Umstrukturierung nur schlecht oder hat sie auch positive Seiten?
Uneindeutigkeit ist ein Zeichen der Zeit. Die Welt dreht sich schneller, alles wird komplexer. Täglich empfangen wir ambige – also mehrdeutige – Signale, die wir einordnen müssen.
Für unser Hirn ist das Schwerstarbeit.
Es liebt Eindeutigkeit. Und Eindeutig ist, was in die bereits vorhandenen Schubladen in unserem Kopf. Werden vorhandene Kategorien nicht – oder mehrfach – bedient, entsteht Unsicherheit. Wir betreten unbekanntes Terrain, das wir nicht mit gewohnter Souveränität navigieren. Das stresst uns. Und kann starke Gefühle hervorrufen.
Ambiguitätstoleranz bezeichnet deshalb die Fähigkeit, Unsicherheit und Mehrdeutigkeit auszuhalten, ohne aggressiv zu werden oder Situationen einseitig negativ oder positiv zu bewerten.
Ambiguitätstoleranz ist Future Skill für Mitarbeitende
Gerade in Veränderungsprozessen werden Mitarbeiter*Innen verstärkt mit Mehrdeutigkeit konfrontiert. Rahmenbedingungen des Arbeitens ändern sich. Verhaltensmuster müssen hinterfragt und vertraute Kategorien aufgegeben werden. Das Endergebnis von Transformationen? Meist offen.
Menschen mit gering ausgeprägter Ambiguitätstoleranz sind hiervon schneller überfordert. Sie werden gereizt, verfallen in Schwarz-Weiß-Denken oder andere Formen von Widerstand. Das ist eine unbewusste Reaktion auf das Gefühl der Ohnmacht und ein Versuch, die altbekannte Ordnung – und damit die Eindeutigkeit – wiederherzustellen.
Verstricken wir uns allerdings zu sehr in diesen negativen Reaktionen, kommt es zum Stillstand.
Ambiguitätstoleranz von Mitarbeitenden zu fördern, ist deshalb Erfolgsfaktor für gelingenden Wandel.
Denn…
- Ambiguität ist Alltag. Mehrdeutigkeit und damit verbundene widersprüchliche Gefühle akzeptieren und aushalten zu können, ist grundlegend für Zukunftsfähigkeit.
- Komplexität ist Fakt. Organisationen und Individuen müssen Unvorhersehbarkeit und Ergebnisoffenheit navigieren. Mehr Ambiguitätstoleranz bedeutet weniger Stress. Und gleichzeitig mehr Handlungsfähigkeit. Das ist wichtig, denn:
- Einfache Antworten auf herausfordernde Fragen dürfen uns nicht genügen. Komplexität übermäßig zu reduzieren, um dadurch schneller zu Lösungen zu gelangen, ist nicht mehr angemessen.
Ambiguitätstoleranz und mentale Gesundheit hängen zusammen
Wichtiger Grund für die Stärkung von Ambiguitätstoleranz ist auch der Zusammenhang mit emotionalem und psychischem Wohlbefinden.
Studien zeigen, dass Menschen mit hoher Ambiguitätstoleranz auch ihre eigene Selbstwirksamkeitserwartung und Zufriedenheit, sowie ihre Motivation, Neues zu lernen, höher einschätzen.
Menschen mit geringer Ambiguitätstoleranz dagegen zeigen öfter Ängstlichkeit, Anzeichen von Depression und körperliche Symptome, die auf einen hohen Stresslevel hindeuten.
Na dann…Zähne zusammenbeißen und durch!
Bitte nicht.
Bei der Ambiguitätstoleranz geht es darum,
- Mehrdeutigkeiten und Widersprüche zu betrachten und auszuhalten
- einen entspannteren und konstruktiven Umgang mit ihnen zu finden
- auch bei Unsicherheit handlungsfähig zu bleiben
Dieses Aushalten hat aber nichts mit Leidensfähigkeit zu tun. Auch nicht damit, unsere eigenen Grenzen zu überschreiten.
Wir können nicht unbegrenzt tolerant sein – auch nicht unbegrenzt ambiguitätstolerant.
AmbiguitätstolerantER ist aber möglich.
Ambiguitätstoleranz ausbauen – einige Tipps
Die Fähigkeit, Uneindeutigkeit auszuhalten wird zwar bereits im Kindesalter angelegt, aber auch Erwachsene können daran arbeiten.
Ganz allgemein ist eine Beschäftigung mit Musik, Kunst, Literatur und Dichtung – also Bereichen, die Mehrdeutigkeit gezielt nutzen – lohnend. Konkrete Ideen gibt es hier:
- (Persönliche) Reflektion
Kann es 100%ige Gewissheit und Eindeutigkeit geben – und braucht es die überhaupt? Welche Vor- und Nachteile hat absolute Gewissheit? - Rückschau – als Individuum, Team oder Organisation
Welche Situationen habe/n ich/wir erlebt, in denen es keine Gewissheit gab? Welche Herangehensweise habe/n ich/wir ausprobiert? Wie hat das funktioniert? - Best practices ausloten und davon lernen
Wie gehen andere Menschen oder Unternehmen eigentlich mit Ambiguität um? - „Inseln der Eindeutigkeit“ schaffen
Völlige Ambiguität geht nicht – gewisse Grundlagen im Leben müssen feststehen und dürfen nicht infrage gestellt werden. Eine feste Bezugsgröße sind z.B. kleine Rituale. Welche Inseln der Eindeutigkeit hast Du - Ambiguitätstoleranz erweitern.
Jeden Tag kleine Schritte hin zu einem entspannteren Umgang mit Ambiguität machen. z.B. durch folgende Übung:
AUFSCHIEBEÜBUNG
- Warte ab, bis sich eine mehrdeutige Situationen ergibt
- Alles, worüber Du leicht Gewissheit erlangen könntet, schieb(t) bewusst auf. Also nicht direkt zum Telefonhörer greifen oder die Email schreiben, sondern mal bewusst Zeit mit der Unsicherheit verbringen. Wie fühlt sich das an? Wie lange haltet Ihr/hältst Du durch?
- Beim nächsten Mal den Zeitraum verlängern
- Dranbleiben!
Spannend zu wissen: Die Kombination von entsprechenden Trainingsmaßnahmen mit regelmäßigen Achtsamkeitspraktiken kann den positiven Effekt verstärken!
Du hast Fragen hierzu oder möchtest Dich austauschen? Dann mach einen Gesprächstermin aus!